lass es sein | eine einsame zeit
„lass es sein | eine einsame zeit“ erzählt von Vergänglichkeit, vom Zustreben auf ein unausweichliches Ende und den greifbaren und ungreifbaren Momenten auf den Wegen dorthin.
Den Einstieg in den Band bildet eine umgekehrte Schöpfungsgeschichte. Innerhalb von sieben Tagen verschwindet alles von der Erde, was einmal auf ihr existiert hat. Zuallererst kommt die Ruhe abhanden.
In den folgenden Texten dehnt sich die Zeit als Dimension aus. Es werden lange Bögen erzählt, von den Ausgrabungen in Pompeji über die Erlebnisse der Großeltern im Zweiten Weltkrieg bis zu dem Ich, das durch den Band hindurchführt und im heutigen Bergen verortet ist. Dieses Ich kann sich an die Zeit vor seiner eigenen Zeugung erinnern und hinausschauen bis weit nach dem eigenen Tod. Doch ebenso präsent sind die kleinen Einheiten, ja sogar die Haltepunkte der Zeit. Da sind die Pflanzen, die in winterlichen Eisgebilden eingefroren sind. Ein Schwarm Vögel, der mitten in der Luft anhält. Eine Erinnerung aus der Kindheit, die plötzlich aufkommt und dann gleich wieder weg ist, als man weitergeht.
Die Familie des Ichs, vor allem seine weibliche Abstammungslinie, reiht sich in den großen Kreislauf des Entstehens und Vergehens ein. Die Großmutter verliert ein Kind nach dem anderen, doch will das Versuchen nicht aufgeben. Und es kommt schließlich die Mutter zur Welt. Doch die Krebserkrankung, die sie ereilt, nimmt sie schon wieder weg.
Was die verschiedenen Stränge des Bands eint, ist ein Reflektieren über die Möglichkeiten des Erinnerns und des Sprechens. Dass Kinder durch die Art, wie sie atmen, schon sprechen, bevor die Sprache zu ihnen kommt, ist in „lass es sein | eine einsame zeit“ ebenso selbstverständlich wie die Erinnerungen an das, was die Großmutter nie jemandem erzählt hat.

- Übersetzung
- Gutleut Verlag 2025
- Klappbroschur
- 112 Seiten
- Gutleut Homepage